Aktuell
21.11.2008 - Zeitenspringer-Team im Sächsischen Landtag in Dresden
Seit März hatten sie zur Wahrnehmung des KZ-Außenlagers Flößberg in der deutschen Bevölkerung geforscht. Nun konnte das Zeitenspringer-Team der Geschichtswerkstatt Flößberg ihre Ergebnisse beim "5. Jugendgeschichtstag" im Sächsischen Landtag präsentieren. Monate intensiver Arbeit waren vorausgegangen.
Seit nunmehr fünf Jahren gibt es das Programm Zeitensprünge. Gefördert von der Stiftung demokratische Jugend sowie dem Freistaat Sachsen, zählt es bereits zu den renommiertesten Jugendgeschichtsprogrammen in Deutschland. Dabei werden insbesondere Projekte von Jugendlichen unterstützt, die im Team zu zeitgeschichtlichen Themen in ihrer Region forschen. In enger Kooperation mit dem Gymnasium "Am breiten Teich" in Borna bewarb sich die Geschichtswerkstatt im Frühjahr diesen Jahres erfolgreich um Aufnahme in das Zeitensprünge-Programm. Erstmals wurde damit ein solches Projekt aus dem Landkreis Leipziger Land gefördert.
Elf
Gymnasiasten aus Borna und Groitzsch hatten sich für eine
Mitarbeit im Team interessiert. Ziel war es die Wahrnehmung des
KZ-Außenlagers Flößberg in der deutschen Bevölkerung genauer zu
erforschen. Der intensiven Einarbeitung in das Thema, folgten die Suche
nach Zeitzeugen, das Führen spannender Interviews, die aufwendige
Transkription der Interviewmitschnitte, sowie die inhaltliche Analyse
von Zeitungsartikeln.
Was die Jugendlichen in ihren Recherchen
dabei herausfanden,
wirft ein neues Licht auf die Wahrnehmung des Flößberger Lagers in den
umliegenden Städten und Gemeinden. So wurde deutlich, wie ambivalent
der Kenntnisstand vom Außenlager in der Bevölkerung war. So
reicht die
Palette von der Antwort "Von allem nichts gewusst" bis hin zur
detaillierten Schilderung beobachteter Tötungsdelikte. Es wurde nicht
nur "weggeschaut".
Auch einzelne Fälle von Zivilcourage wurden beobachtet. So etwa im Fall der damals bereits älteren Flößbergerin Milda Wolf. Diese hatte sich mit der SS-Wachmannschaft bezüglich der Behandlung der Häftlinge angelegt, so dass man um ihre Verhaftung fürchtete. Ein mögliches Fazit der Recherchen könnte lauten: Wer wissen wollte, wusste auch. Möglichkeiten, Kenntnis von den Vorgängen im Lager zu erhalten, gab es reichlich.
Die Nachforschungen des Zeitenspringerteams können zweifellos als ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Flößberger Lagergeschichte angesehen werden. Gebündelt liegen die Ergebnisse nun in Form einer Broschüre, einer DVD, sowie einer Informationswand vor. Im Rahmen des "Jugendgeschichtstags" wurden diese Materialien am eigenen Stand sowie bei einer Präsentation im Plenarsaal des Sächsischen Landtags unter Anwesenheit der Fraktionsspitzen vorgestellt.
Um auch in unserer Region ihr Forschungsarbeiten bekannter zu machen, hat das Zeitenspringer-Team für Januar 2009 Veranstaltungen in Borna und Groitzsch geplant. Schon jetzt ist jeder Interessierte hierzu herzlich eingeladen.
(Fotos: Katrin Henzel, Philipp Ramm, Thomas Bergner)
top home