Aktuell
27.01.2008 - Holocaust-Gedenktag in Flößberg
Auch in diesem Jahr fand in Flößberg anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages eine Gedenkfeier für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft statt. Aufgerufen hatte dazu die Geschichtswerkstatt Flößberg e.V.
Nach einer kurzen Erläuterung, warum an diesem Tag der Opfer des Holocausts gedacht wird, zitierte Stefan Walter aus den Erinnerungen des Überlebenden Ferenc Kornfeld an seinen Aufenthalt im Außenlager Flößberg. Sie machten deutlich, was der Holocaust bedeutete: die systematische Vernichtung menschlichen Lebens.
Besondere Aufmerksamkeit kam im Anschluss den Grußbotschaften der Überlebenden Stephen P. Casey und Arthur Poznanski zu. Zu beiden konnte die Geschichtswerkstatt in den vergangenen Jahren Kontakt herstellen, der seither nicht abgerissen ist. Ihre Botschaften möchten wir an dieser Stelle veröffentlichen:
Grußbotschaft des Überlebenden Stephen P. Casey (Australien):
Mein
Name ist Stephen P.Casey, ehemals Istvan Katona. Lassen Sie mich ein
paar Worte über mich, mein Leben im KZ Flößberg und mein unerwartetes
Überleben all dieser Greuel in den Konzentrationslagern erzählen.
Es fällt mir schwer, über diese Monate zu reden, in denen ich unter den
Nationalsozialisten zu leiden hatte. Ich habe 36 Angehörige meiner
41-köpfigen Familie verloren, gerade einmal fünf überlebten die Greuel
dieser Zeit. Meine Mutter wurde von den Nazis als nicht brauchbar
betrachtet und deshalb in die Gaskammer nach Auschwitz geschickt. Sie
war 47 Jahre alt. Mein Vater, ein gesunder Mann, starb im Februar 1945
in Dachau. Daran zu denken, was er durchgemacht hat während der Monate
im KZ, es wäre vielleicht besser für ihn gewesen, er wäre zusammen mit
meiner Mutter in der Gaskammer gestorben.
Ich verlor meinen
Namen im Dezember 1944 in Buchenwald. Die SS sagte zu mir, ich sei
nicht mehr Istvan Katona, ich sei KZ-Häftling 87645. Nur eine Nummer,
ohne Namen.
Ich hatte Glück, denn ich hatte einen
brauchbaren Beruf. Als Elektriker war ich nützlich für die Produktion
von Panzerfäusten. Aber ich sollte überleben, um der Welt über die
Greuel der NS-Zeit zu berichten.
Was soll ich sagen? Ich
bin all jenen Leuten unendlich dankbar, die das tragische Schicksal
derer, die getötet wurden, nicht verdrängen. Die (vergangene)
Geschichte kann leider nicht umgeschrieben werden. Wir sind die letzte
Generation, die die Pflicht hat, aufzupassen, dass sich weder die
Übeltaten wiederholen noch die Vergangenheit vergessen wird. Die
niedergeschriebene Menschheitsgeschichte gibt nicht die wirkliche
Vergangenheit wieder. Neue Generationen schreiben die Geschichte um, um
sie gegenwärtigem Denken anzupassen. Verstehen werden sie die
Vergangenheit nur, wenn sie Regelmäßig aufpassen, dass der Teufel nicht
in der Lage sein wird die Sünden der Vergangenheit zu wiederholen.
Seien Sie auf der Hut! Lassen Sie niemals zu, dass das Geschehene
vergessen wird, und vergewissern Sie sich, dass es nie wieder passieren
wird!
Grußbotschaft des Überlebenden Arthur Poznanski (England):
Dieses Jahr begehen wir den 63. Jahrestag der Befreiung der
Konzentrations- und Arbeitslager.
Stellen Sie sich vor,
dass, wenn die Jugend der Vorkriegszeit zu Toleranz und gegenseitigem
Verständnis erzogen worden wäre und nicht von einer Schurkenherrschaft
angesteckt worden wäre mit Angst, Hass und Gewalt gegen jedermann, der
nicht deutsch oder nationalsozialistisch gesinnt war - dass es dann
keine Notwendigkeit gegeben hätte Krieg zu führen, dass es nichts
gegeben hätte, wofür man hätte töten oder sterben sollen.
Ich glaube fest daran, dass Sie durch das Erinnern an die Opfer von
Flößberg Ihrem Land einen Weg in eine Zukunft voll Toleranz und
friedlichem Zusammenlebens mit allen wohlgesonnen Menschen eröffnen
werden.
(Übersetzung der Grußworte aus dem Englischen von Katrin Henzel, Geschichtswerkstatt Flößberg e.V.)
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