14.05.2010 - Offener Brief der Gedenkinitiativen an die Landesdirektion Chemnitz
Im November 2009 hatte die Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. am ersten Netzwerktreffen der Gedenkinitiativen ehemaliger Außenlager des KZ Buchenwald teilgenommen. Auf der Tagung waren auch die Pläne der Landesdirektion Chemnitz für eine Umbettung der Opfer des KZ-Außenlagers Flößberg angesprochen worden. Mit ungläubigem Kopfschütteln und großer Ablehnung hatten die Vertreter der teilnehmenden Initiativen auf die geplante Umbettung damals reagiert.
Die Geschichtswerkstatt Flößberg hat gemeinsam mit dem Förderverein Buchenwald e.V. nun die Gedenkinitiativen gebeten, einen offenen Brief an die Landesdirektion Chemnitz zu unterstützen. Darin wird insbesondere die würdige Wiederherstellung der Grabstätte in Flößberg sowie die Wahrung der Totenruhe als dringliche Forderung erhoben. Die Gedenkinitiativen der Außenlager des KZ Buchenwalds haben umgehend auf unser Anliegen reagiert. Innerhalb weniger Tage haben sich fast alle Gedenkinitiativen und Bürger, die sich vor Ort gegen das Vergessen engagieren, als Unterstützer des offenen Briefes bereit erklärt.
Gerichtet ist der offene Brief an Herrn Raimund Köhnen. Als Abteilungsleiter des Referats 27 - Rehabilitierung und Entschädigung - der Landesdirektion Chemnitz ist Herr Köhnen zuständig für den Vollzug des "Gräbergesetzes" im Freistaat Sachsen. Als Datum für das Versenden des Briefes wurde der 8.Mai gewählt.
Die Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. bedankt sich für die Solidaritätserklärung der Vereine, Institutionen und engagierten Bürger, die sich gegen das Vergessen der NS-Verbrechen in Orten mit Außenlagern des KZ Buchenwald einsetzen. Ebenfalls möchte sich die Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. recht herzlich bei Herrn Julian Kiefer (Förderverein Buchenwald e.V.) bedanken, der die Koordination des Protestschreibens freundlicherweise übernommen hatte.
Der offene Brief im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Köhnen,
Zur 1.Tagung "Buchenwald war überall" des Netzwerkes der Initiativen ehemaliger Außenlager des KZ Buchenwald am 13.-14.11.2009 in der Gedenkstätte Buchenwald erhielt ich Kenntnis über den von der Landesdirektion Chemnitz eingebrachten Vorschlag, den Häftlingsfriedhof in Flößberg zu schließen und die Toten umzubetten.
Auch 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind wir mit diesen Menschen verbunden.
Selbst wenn wir sie nicht gekannt haben, bleiben die Opfer der Gewaltherrschaft ein Teil unserer persönlichen Geschichte. Sie gehören zu unseren Wurzeln. Die Erinnerung an sie können wir nicht abschütteln wie Schnee von den Mänteln.
Ich bekunde meine ausdrückliche Ablehnung der von der Landesdirektion Chemnitz vorgeschlagenen Umbettung der Opfer des KZ-Außenlagers Flößberg nach Borna und schließe mich weiterhin der Forderung an:
- den Häftlingsfriedhof in Flößberg wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen
- die Totenruhe zu achten
- die Würde der Opfer nicht
zu verletzen, sondern zu bewahren
Gedenken ist kein Selbstzweck und Erinnerungskultur war, ist und wird immer ein unbestechlicher Seismograph der gesellschaftlichen Verhältnisse sein.
Unterzeichner des offenen Briefes (Namen, Ort,Verein/Institution)
Dr. Volkhardt Germer, Vorstand Förderverein Buchenwald e.V., Weimar
Olaf Theuerkauf, Vorstand Förderverein Buchenwald e.V. Weimar
Volker Klapproth, Vorstand Förderverein Buchenwald e.V., Weimar
Daniel Gaede, Vorstand Förderverein Buchenwald e.V.,Weimar
Anke Klüßendorf, Geschäftsstellenleiterin Förderverein Buchenwald e.V.
Lothar Billep, Jena
Julian Kiefer, Weimar
Felix Otto, Altenburg
Dorit Gropp, Förderverein Gedenkstätte Laura e.V.
Uwe Dannhauer, Verein Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga e.V.
Marita Dannhauer, Verein Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga e.V.
Nancy Osmani, Verein Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga e.V.
Stefanie Dannhauer, Verein Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga e.V.
Ursula Borstorff, Raguhn
Christine Schmidt, Freiberg
Isolde Kalter, Neustadt b. Coburg
Dr. Stefan Mühlhofer, wiss. Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Dortmund
Florian Ingrisch, Werratalschule Heringen
Götz Hütt, Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V.
Dr. Erika Stolze, Halle
Andreas Ilse, Interessengemeinschaft „Schacht Burggraf“ Billroda
Holger Worm, Fockendorf
Lothar Czoßek, Heimat- und Gedenkstätte Rehmsdorf
Annette Scheller, Taucha
Klaus Ingelmann, Evangelisches Pfarramt Weferlingen
Willi Becher, Gemeindekirchenratsvorsitzender Evangelische Kirchgemeinde Walbeck
Nico Wingert, Halle
Georg Mertes, für den Vorstand Förderverein Gedenkstätte KZ Hinzert e.V.
Wolfgang Böhm, Altenburger Geschichtsverein e.V.
Stadt Schönebeck (Elbe),Markt 1, 39218 Schönebeck (Elbe)
Jürgen Jessen, Hessisch-Lichtenau, Mitglied im Verein Gegen Vergessen- Für Demokratie e.V./Förderverein der Gedenkstätte Breitenau- Cuxhagen /Zweigverein Hessisch Lichtenau des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde Kassel e.V.
Wolfgang Heidrich, Club Courage Colditz e.V.
Franz Hammer, Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Stadtverwaltung Apolda, Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand, Markt 1, 99510 Apolda
Werner Voigt, Rothenburg/Saale
Uwe Schwarz, Cottbus
Katrin Henzel,Geschichtswerkstatt Flößberg e.V.
Stefan Walter, Geschichtswerkstatt Flößberg e.V.
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