23.04.2010 – Landtagsabgeordnete des Landkreises sprechen sich gegen Umbettung aus
In einer gemeinsamen Stellungnahme haben sich am 23.April 2010 die Mitglieder des sächsischen Landtages Petra Köpping (SPD), Miro Jennerjahn (B´90/GRÜNE) und Enrico Stange (DIE LINKE) sich öffentlich für den Verbleib der Opfer auf dem Häftlingsfriedhof in Flößberg ausgesprochen. Ein starkes politisches Zeichen wurde damit gegen die geplante Umbettung von den Abgeordneten gesetzt.
In
ihrer Stellungnahme mahnen die Landtagsabgeordneten eine
würdevolle Ruhestätte der Opfer des KZ-Außenlagers Flößberg an. Sie
verweisen
dabei auf den dringenden Sanierungsbedarf des Häftlingsfriedhofs in
Flößberg,
betonen jedoch zugleich, dass eine Umbettung den Verlust der
„Integrität des
komplexen Erinnerungsortes Flößberg“ darstellen würde. Eine Sanierung
des
Friedhofs ist daher einer gegebenenfalls religiöse Empfindungen
verletzenden
Umbettung für ein würdevolles künftiges Erinnern vorziehen.
Die
öffentliche Stellungnahme im Wortlaut:
Für den Verbleib der Opfer auf dem Häftlingsfriedhof Flößberg
Zur geplanten Umbettung der Opfer des Nationalsozialismus auf dem Häftlingsfriedhof Flößberg erklären die Mitglieder des sächsischen Landtags Petra Köpping (SPD), Miro Jennerjahn (B´90/GRÜNE) und Enrico Stange (DIE LINKE):
Seit längerem wird die Umbettung der auf dem Häftlingsfriedhof des ehemaligen Konzentrationslagers Flößberg ruhenden Opfer des nationalsozialistischen Regimes auf den Friedhof in der Lobstädter Straße in Borna befördert. Ziel dieser Maßnahme soll die Schaffung einer würdevollen letzten Ruhestätte für die Toten sein.
Wir respektieren zutiefst die Bemühungen um eine würdevolle letzte Ruhestätte. Sie ist auch uns ein Bedürfnis. Unstreitig ist der derzeitige Zustand des Häftlingsfriedhofs in Flößberg der Toten nicht würdig. Darauf hat die Geschichtswerkstatt Flößberg in der Vergangenheit mehrfach nachdrücklich hingewiesen.
Dieser Zustand erfordert eine dringende Sanierung des Häftlingsfriedhofes. Dies umso mehr, weil er eines der letzten sichtbaren und damit eines der wichtigsten äußeren Zeichen der Gedenkstätte Flößberg ist. Seit 1946 wird der Häftlingsfriedhof als zentraler Gedenkort genutzt. Eine Schließung des Friedhofes gefährdet die Integrität des komplexen Erinnerungsortes Flößberg.
Das KZ Flößberg war zwischen 1944 und 1945 Außenlager des KZ Buchenwald. Fast 2000 Häftlinge arbeiteten in der Panzerfaust-Produktion im Flößberger HASAG-Werk, mindestens 235 fanden nach derzeitigen Erkenntnissen im Lager den Tod. Das KZ Flößberg war ein Ort der Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus. Es steht beispielhaft, aber auch für eine Vielzahl anderer Lager, für ein dichtes Netz von Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Es legt zugleich Zeugnis ab, dass in dieser Vernichtungsmaschinerie nicht etwa versteckt, sondern in direkter Nachbarschaft der deutschen Bevölkerung Menschen unter unwürdigen Bedingungen zu Arbeit gezwungen, gequält und ermordet wurden. Die Kenntnis darum zu bewahren, ist eine zentrale Herausforderung der Erinnerungskultur in Deutschland und auch im Landkreis Leipzig.
Deshalb ist die Sanierung des Häftlingsfriedhofs einer die Totenruhe störenden und gegebenenfalls religiöse Empfindungen verletzende Umbettung unbedingt vorzuziehen. So kann auch in Zukunft ein würdiges Gedenken vor Ort gewährleistet werden.
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