28.02.2013 - Vortrag als Auftakt für Schülerprojekt an der Mittelschule Bad Lausick
Da staunten die anwesenden Mitglieder der Geschichtswerkstatt Flößberg nicht schlecht, als circa 20 Schüler der Mittelschule Bad Lausick am Donnerstag, dem 28. Februar 2013, am späten Vormittag in den Vortragsraum des Jugendhauses Bad Lausick strömten, um dem Vortrag von Michelle Berndt zu lauschen.
Vortrag im Rahmen eines Schülerprojekts an der Mittelschule Bad Lausick
Dank des Engagements der Geschichtslehrerin Anke Schneider findet derzeit in Kooperation mit dem Flexiblen Jugendmanagement Bad Lausick und unter Mithilfe der Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. ein Schülerprojekt statt, in welchem sich die Schüler mit dem KZ-Außenlager thematisch auseinandersetzen. Den Schwerpunkt dieser Arbeit, für die die Zehntklässler auch eine Schulnote erhalten werden, bildet die Recherche zu Häftlingen des Lagers. Die Schüler sollen dabei lernen, selbständig zu recherchieren und Fragen zu stellen. Ziel ist es, den Menschen, die dieses Lager durchliefen, ihre Identität zurückzugeben, indem ihrer Lebensgeschichte nachgegangen wird. Eine derartige Suche stellt eine große Herausforderung dar. Doch bieten sich damit auch Möglichkeiten, sich ganz individuell mit Geschichte zu beschäftigen.
Moses Albeck – Überleben war Zufall
Wie ein solcher persönlicher Zugang aussehen könnte, vermittelte Michelle Berndt mit ihrem Vortrag. Die junge Berlinerin, die im Herbst ein Studium an der Humboldt-Universität beginnen wird, stellte ihre Schulabschlussarbeit vor. In dieser Arbeit hatte sie sich mit der Geschichte von Moses Albeck, einem Verwandten, beschäftigt. Er stammte aus Dęblin in Polen, hatte mehrere Lager überlebt und sich nach 1945 mit seinem Bruder eine Existenz in Berlin aufgebaut. Die Bad Lausicker Schüler erhielten einen Einblick in den Häftlingsalltag, der ein Kampf ums Überleben war. Schön war, dass Michelle Berndt auch auf die Kindheit Moses Albecks und sein Leben nach dem Holocaust einging, um den Jugendlichen die ganze Person näherzubringen.
Auf einen Aspekt ging Michelle Berndt immer wieder besonders ein: Moses Albeck hatte stets betont, dass er Glück gehabt habe – es sei purer Zufall gewesen, dass er überlebt habe. Aus ihren Untersuchungen zum KZ Flößberg, auch im Vergleich mit anderen Lagern, schlussfolgert Michelle Berndt, dass es kein typisches Schicksal eines KZ-Häftlings gebe, da so viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielten. Dieser Umstand jedoch macht auch den Reiz der Recherchen aus und zeigt, wie wichtig es ist, sich mit den einzelnen Biographien der ehemaligen Häftlinge auseinanderzusetzen.
Besuch des authentischen Ortes im Flößberger Wald
Im
Anschluss an die Veranstaltung im
Bad Lausicker Jugendhaus unternahmen Mitglieder der
Geschichtswerkstatt und des Flexiblen Jugendmanagements gemeinsam mit
Michelle Berndt eine Führung über das ehemalige Gelände des KZ
Flößberg. Der jungen Berlinerin war es ein Bedürfnis, den Ort zu
sehen, wo ihr Verwandter 1945 ums Überleben kämpfte. Auch wenn es
heute kaum noch wahrnehmbare Spuren des Lagers gibt, konnte sie sich
dennoch ein Bild machen. Dabei half die vor Kurzem erworbene
Luftbildaufnahme der Britischen Royal Air Force, die das Lager im
April 1945 zeigt.
Auch die Schüler der Bad
Lausicker
Mittelschule werden demnächst das Lagergelände besuchen, um mehr
über den Ort des Grauens zu erfahren und dessen Geschichte besser
nachvollziehen zu können.