Geschichtswerkstatt feiert zehnjähriges Bestehen
Vor zehn Jahren wurde die Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. gegründet. Zentraler Vereinszweck ist seither die dauerhafte Erinnerung an das ehemalige KZ-Außenlager Flößberg. Hervorgegangen aus der Bürgerinitiative „Flößberg gedenkt“ wurde der Verein kurz vor Weihnachten im Dezember 2006 gegründet.
Kontakte und Freundschaften mit Überlebenden, Gestaltung des Erinnerungsortes
Seither hat der Verein gemeinsam mit zahlreichen Unterstützern viel erreichen können, wobei die entstandenen Kontakte und Freundschaften mit Überlebenden des Lagers sowie ihren Angehörigen besonders herausragen. Auch der Erinnerungsort hat sich seither gewandelt. Der in einem ursprünglich unwürdigem Zustand befindliche Häftlingsfriedhof in Flößberg wurde grundlegend saniert und der weitgehend jüdischen Opfer angemessen neu gestaltet. Der fast vergessene Erinnerungsort ist im kollektiven Bewusstsein der Region nunmehr fest verankert.
Blick nach vorn
Das Vereinsjubiläum bietet einen guten Anlass, auf das bisher Erreichte zurückzuschauen, um anschließend wieder nach vorn zu blicken. In den nächsten Jahren gilt es, einen begonnenen Geschichtspfad entlang der vorhandenen Lagerspuren fertigzustellen und dabei mehr als zuvor die nachwachsenden Generationen in die Erinnerungsarbeit aktiv einzubeziehen und sie zur Auseinandersetzung mit der Geschichte dieses Ortes zu ermuntern. Flößberg ist ein Hauptverbrechensort des NS-Regimes in Nordwestsachsen. Dieser Verantwortung möchte sich der Verein und seine Untersützer auch künftig stellen und eine würdige Gedenkstätte vor Ort errichten.
Kleine Auswahl des Erreichten
Ein kleine Auswahl soll noch einmal Stationen der Vereinsgeschichte in Erinnerung rufen. Eine Übersicht der wichtigsten Aktivitäten des Vereins in den vergangenen zehn Jahren findet sichhier...
2007 - Sommercamp der Kinder- und Jugendbegegnungsstätte (KJBS) Frohburg unter der Leitung von Klaus Winkler. Französische und deutsche Jugendliche pflegen erstmals das Gelände des damals noch nicht wiederhergestellten Friedhofs im Flößberger Wald.
2008 – Zeitensprünge-Projekt mit dem Gymnasium Borna, unter der Leitung von Steffi Kohlmetz (Geschichtslehrerin). Die Schülerinnen und Schüler recherchierten in dem Projekt die Außenwahrnehmung des KZ Flößberg, indem sie Interviews mit ortsansässigen Zeitzeugen durchführten. Eine Präsentation im Dresdner Landtag zum Jugendgeschichtstag rundete das Projekt ab. (Foto: Thomas Bergner).
2009 - Mitglieder des Heimatvereins Frohburg bei einer Führung über das Gelände des ehemaligen KZ Flößberg. Führungen gehören zum festen Angebot der Geschichtswerkstatt und des Fördervereins.
2010 – Erhalt und Sanierung des Häftlingsfriedhofs Flößberg gesichert. Im Jahr zuvor hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. eine Umbettung der Häftlingstoten von Flößberg nach Borna vorgeschlagen, was die Geschichtswerkstatt Flößberg vehement aus ethischen wie auch geschichtspolitischen Bedenken strikt ablehnte. In einem Runden Tisches fand der Verein zahlreiche Unterstützer für sein Anliegen, den Erhalt und die Sanierung dieses zentralen Ortes des Gedenkens und Erinnerns an die Verbrechen der Naziideologie im Landkreis Leipzig. Mit der Ablehnung der Umbettung durch Landesdirektion Chemnitz im November 2010 wurde der Weg frei für eine grundlegende Sanierung der Grabstätte im Flößberger Wald, die in den Folgejahren realisiert wurde. Der Friedhof befindet sich seither in einem würdigen Zustand.
2013 Die Geschichtswerkstatt präsentierte sich mit einem Informationsstand auf dem Tag der Vielfalt in Geithain im Jahr 2013 und setzte damit eine Zeichen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Initiiert und durchgeführt wurde die Veranstaltung von der Initiative für ein weltoffenes Geithain.
2015 - Im April 2015 erhielt die Geschichtswerkstatt den Heimatpreis des Landkreises Leipzig und der LVZ. Auf dem Bild von links nach rechts befindlich: Bernhard Walter, Wolfgang Heidrich, Christin Krasselt, Katrin Henzel, Stefan Walter (allesamt Mitglieder der Geschichtswerkstatt) und Torsten Wünsche (Förderverein Gedenkstätte Flößberg und Laudator). (Bild: Torsten Wünsche).
2016 - Andrew Casey, Sohn des Shoah-Überlebenden Stephen P. Casey, zu Besuch in Flößberg und Umgebung. Andrew Casey war aus Australien angereist, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen über die Geschichte seiner Familie (sein Vater war KZ-Häftling u.a. in Flößberg) zu kommen und an mehreren Gedenkveranstaltungen teilzunehmen. Das Foto zeigt ihn auf dem sanierten Flößberger Häftlingsfriedhof am 27.1.2016, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, an der Gedenktafel mit den Namen der von der Geschichtswerkstatt recherchierten Opfer des KZ Flößberg im Gespräch mit Teilnehmern der Gedenkveranstaltung.